Die Welt ist im Boxfieber. Kämpfe von Boxchampions werden vermarktet wie Popkonzerte. So ist uns auch der amerikanische Profiboxer Oscar de la Hoya ein Begriff. Spätestens seit er 2004 in Las Vegas zum Sieger gegen unseren dynamischen Felix Sturm erklärt wurde, obwohl er in den Augen der Masse, und lt. Medienberichten tatsächlich nach Punkten unterlag. Er war dick, hatte nicht mehr die ansehnliche Figur des Mittelgewichtlers, und doch sah niemand welch ein Kampf sich in seinem Inneren ereignete. Ein Kampf der schon vor langer Zeit begonnen hatte und welcher zum Fight seines Lebens wurde. Dies verriet de la Hoya vor kurzem in einem Interview.
Dabei hatte es doch so vielversprechend angefangen. Mit 15 gewann er die erste Medaille bei den Golden Gloves. Ganz Amerika war von ihm hingerissen, als er mit gerade mal 19 Jahren nach Barcelona aufbrach und mit einer Goldmedaille im Leichtgewicht, die Olympischen Spiele 1992 als strahlender Held verließ. Schon diese Siege rechtfertigten seinen späteren Kose-Titel „Golden Boy“. Doch auch sein hübsches Aussehen, sowie sein tänzelnder Boxstil rissen immer mehr Fans mit, wenn der Sohn mexikanischer Einwanderer in den Ring stieg.
Was Oscar de la Hoya anfasste wurde zu Gold. Einziger Profiboxer mit Weltmeistertiteln in sechs unterschiedlichen Gewichtsklassen. Einziger Faustkämpfer mit einer Grammy Nominierung für eine Pop CD. Ein ausgezeichnetes Kinderbuch mit seiner Erfolgsgeschichte und eine Bronzestatue vor dem Los Angeles Staples Center. Von vielen geliebt und von einigen belächelt, gründete der Champ 2004 seine eigene Promotion Agentur und verdient damit noch heute Millionen.
Der Realität aber ins Auge zu sehen, und seine gemeinsten Gegner zu erkennen, dafür brauchte es sehr viel länger als all seine Kämpfe dauerten oder ein Cut am Auge heilt. Schönheit ist vergänglich, Ausdauer reicht nicht immer für ein ganzes Leben und Disziplin benötigt ein hohes Level an Willenskraft. 2008 boxte er sich zum letzten Mal durch den Ring und verlor.
Oscar de la Hoya jedoch ging nicht nur aus dem Ring, sondern beinahe auch aus diesem Leben.
Ein tiefes Loch schien alles zu sein was ihm blieb. Unsägliche Monster wie Alkohol und Drogen zerrten ihn immer wieder von gut nach Böse und zurück. Ich dachte an Selbstmord. Der Alkohol machte mich sicher’ gestand er nun ehrlich in einem Interview.
Die gespannte Boxwelt soll endlich erfahren wie es wirklich war und ist. Das Ende der Spekulationen. ‚Ja, ich habe meine Frau oft betrogen. Habe im Drogenrausch sogar Fotos von mir machen lassen, in Dessous und High-Heels.’ Ein fataler Fehler! Eine Stripperin verkaufte die Bilder einem Internetportal und de la Hoya wollte der Öffentlichkeit weismachen, da sei Photoshop im Spiel. Später jedoch kostete es ihn nicht nur viele tausende Dollar, die er der Frau außergerichtlich als Schweigegeld zahlte, sondern auch einen großen Teil seiner Würde.
Oscar de la Hoya hatte nicht die Kraft, und schon gar nicht den Mut, sich das Leben zu nehmen, obwohl die Gedanken allgegenwärtig waren in dieser Zeit. Rettete ihn jetzt auch die Liebe zu seiner Frau. Denn er will noch einmal gewinnen und so zog er ein letztes Mal in den Kampf! Freiwillig ging er in den Entzug und ist nun seit drei Monaten trocken und clean, sowie Mitglied bei den Anonymen Alkoholikern. Hier kann er einfach nur Mensch sein und reden.
Den Kampf seines Lebens, wie er ihn selber nennt, scheint er gewonnen zu haben. IGTV wünscht dem umtriebigen Wilden ab jetzt eine ruhige und gesunde Zeit voller Liebe und Glück.
Text: Jeanie Scholze