Erektionsprobleme bei jungen Männern sind in Deutschland keine Seltenheit. Es wird davon ausgegangen, dass in Deutschland etwa jeder hundertste Mann unter 30 an Erektionsstörungen leidet. Das beliefe sich „auf etwa 50.000 Fälle allein in Deutschland“, so berichtet Spiegel Online in einem Artikel von 2013. Laut einer Studie des Journal of Sexual Medicine (Juli 2013) ist einer von vier Patienten mit erektiler Dysfunktion unter 40.
Die häufigsten psychologischen Ursachen für Impotenz bei jungen Männern
Die biochemischen Prozesse, die zu sexueller Erregung und somit zu einer Erektion führen, beginnen im Gehirn. Für viele junge Männer liegen die Ursachen ihrer Impotenz in psychologischen Ursachen.
Angst als Ursache für Impotenz
Die häufigste Ursache für erektile Dysfunktion für junge Männer ist Angst. Dies kann z.B. die Angst davor sein, dass die Partnerin ungewollt schwanger wird, oder auch einfach nur die Angst davor, auf die Partnerin sexuell unerfahren zu wirken. Besonders vor dem ersten Mal ist Angst die Hauptursache der Potenzprobleme bei jungen Männern.
Ein weiteres häufiges Problem bei jungen Männern ist die sogenannte Kondomangst. Für viele Männer ist es zunächst unangenehm ein Kondom überzustreifen, da es beispielsweise zu eng sein kann, oder aber es wird falsch herum aufgesetzt und lässt sich damit nicht abrollen. Falls diese „Kondompannen“ mehrere Male auftreten kann dies sehr schnell dazu führen, dass sich eine Art Kondomphobie entwickelt. Dies führt wiederum dazu, dass junge Männer Angst davor bekommen ihre Erektion zu verlieren, wenn sie ein Kondom überziehen. Das Kondom kann sich somit zum kompletten Stimmungstöter entwickeln.
Eine neue Partnerin kann auch ein weiterer banaler Grund für Erektionsprobleme bei jungen Männern sein. Zu Beginn einer Partnerschaft sind die ersten Geschlechtsakte meist neu und aufregend, was beim Mann oft zu Startschwierigkeiten führen kann. Falls der letzte Sex zudem noch eine Weile zurückliegt, sind Erektionsstörungen oft vorprogrammiert. Es ist nicht unüblich, dass Männer bei einer neuen Partnerin vor dem ersten Akt nervös sind. Dieser Effekt ist häufig auch noch mit Leistungsdruck verbunden, den sich der Mann selbst auferlegt.
Leistungsdruck, Pornografie und falsche Erwartungen an Sex
Eine weit verbreitete Ursache für Potenzprobleme bei jungen Männern ist Leistungsdruck. Dieser entsteht meistens durch vollkommen falsche Erwartungen an den sexuellen Akt, welche durch die Erotikindustrie geschaffen werden. Junge Männer identifizieren sich mit den Darstellern in Erotikfilmen und denken, sie müssten die gleiche „Performance“ im Bett zeigen, da sie sonst als Versager gelten. Übermäßiger Konsum von pornografischen Inhalten kann außerdem zu einer Abstumpfung gegenüber sexuellen Reizen führen, was wiederum zu Erektionsproblemen beim oder vor dem eigentlichen sexuellen Akt führen kann.
Stress als Ursache
Stress im Zusammenhang mit dem Arbeitsplatz, Geld, der Familie oder sogar mit dem Partner selbst kann auch dazu beitragen, Erektionsprobleme hervorzurufen. Beziehungsprobleme und schlechte Kommunikation mit dem Partner können sowohl bei Männern als auch Frauen sexuelle Dysfunktion verursachen. Stress sorgt vor allem bei Männern dafür, dass der Kopf nicht frei ist und kein Entspannungszustand eintreten kann. Dies führt wiederum dazu, dass keine richtige sexuelle Erregung und somit auch keine Erektion entstehen kann. Für viele Männer sind auch die beruflichen Anforderungen ein großer Stressfaktor, der ihnen die Lust am Sex raubt.
All diese Ängste und Bedenken sorgen dafür, dass sich eine Art Blockade im Kopf aufbaut und somit in intimen Situationen mit dem Partner keine Erektion entstehen kann. Falls sich diese Erlebnisse wiederholen, kann es zu einem wahren Teufelskreis für junge Männer kommen, da sie sich jedes Mal vor dem Akt zusätzlich unter Druck setzen bzw. Angst davor haben, erneut zu versagen. Angst, Stress oder Depressionen können darüber hinaus dafür sorgen, dass sich die Libido (die Lust auf Sex) verringert und sich die Erektionsprobleme somit weiter potenzieren.
Mögliche körperliche Ursachen von Impotenz bei jungen Männern
Obwohl Erektionsprobleme bei Männern unter 30 vorwiegend auf psychologische Ursachen zurückzuführen sind, können auch einige körperliche Ursachen vorliegen.
- Verengte Gefäße: Hoher Blutdruck, hohes Cholesterin, Rauchen und Diabetes können alle zur Verengung der Blutgefäße führen. Dies schränkt den Blutfluss zum Penis ein und reduziert die Chance auf eine feste Erektion. Falls es in der Familie Fälle von Herzkrankheiten unter 40 gibt, besteht ein erhöhtes Risiko für Impotenz
- Übergewicht: Übergewicht erhöht das Risiko für Diabetes und Bluthochdruck, welche wiederum das Risiko für Impotenz erhöhen
- Hormonelle Störungen: Ein niedriger Testosteronspiegel oder die Überproduktion von Prolaktin können Gründe für Erektionsprobleme sein. Die Einnahme von Steroiden zum Muskelaufbau kann auch in Verbindung mit Impotenz stehen, vor allem wenn diese abgesetzt werden und der Körper danach kein oder zu wenig Testosteron produziert
- Medikamente: Die Einnahme von bestimmten Medikamenten wie z.B. Antidepressiva, Medikamente gegen Herzkrankheiten oder Bluthochdruck kann auch bei jungen Männern zu erektiler Dysfunktion führen
- Alkohol und Drogenmissbrauch sind zwei weitere häufige Ursachen für Impotenz bei jungen Männern
- Anatomische Ursachen: Phimose (eine zu enge Vorhaut) und ein zu kurzes Frenulum (das dünne Hautstück, welches die Vorhaut mit dem Schaft verbindet) können auch zu Erektionsproblemen führen
Behandlungsmöglichkeiten für junge Männer mit Erektionsschwierigkeiten
Junge Männer die Probleme mit ihrer Erektionsfähigkeit haben, sollten zunächst die Ursachen klären. Danach gibt es eine Reihe von effektiven Maßnahmen die dabei helfen können, wieder ein zufriedenstellendes Sexleben zu haben.
Lösung von psychologischen Ursachen
In erster Linie sind hierbei zunächst eingehende Gespräche mit dem Partner zu empfehlen. Dies sollte die Angst und die Zweifel beseitigen und zu einer wesentlich entspannteren Atmosphäre im Bett führen. Zudem sollten Entspannungsübungen durchgeführt werden, um Stress zu reduzieren. Sollten diese Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg erzielen gibt es die Möglichkeit, einen Psychologen aufzusuchen der dabei helfen kann, die Blockaden zu lösen und dem Betroffenen die Angst zu nehmen. Beratungsgespräche mit einem Experten können vor allem auch den Leistungsdruck adressieren, mit dem viele junge Männer zu kämpfen haben.
Lösung von körperlichen Ursachen
Um ernsthafte körperliche Schädigungen als Ursache der Impotenz auszuschließen, sollten zunächst folgende Punkte beachtet werden:
- Gewicht reduzieren um die Arteriendurchblutung zu fördern
- Rauchen aufgeben um den Blutzufluss zum Penis zu erhöhen
- Alkoholkonsum einschränken
- Eine ausgewogene Ernährung verfolgen
- Blutdruck und Cholesterinspiegel regelmäßig überprüfen
- Physisch aktiv sein (bereits 30 Minuten Aktivität am Tag verbessern die Durchblutung und verringern Stress)
Falls die Einhaltung dieser Punkte keine Verbesserung zeigt, sollte definitiv ein Termin beim Urologen gemacht werden, um mögliche organische Ursachen der Impotenz zu klären.
Verschreibungspflichtige Medikamente als kurzfristige Behandlungsmöglichkeit
Vor allem in Kombination mit einer professionellen psychologischen Beratung kann die Verwendung von Medikamenten wie Viagra dazu verhelfen, das eigene Selbstbewusstsein wieder zurück zu gewinnen.
Viagra ist ein sogenannter PDE-5-Hemmer und wirkt, indem es die Durchblutung des Penis fördert. Oftmals fälschlich als Aphrodisiakum bezeichnet, agiert das Medikament ausschließlich auf Basis der Hemmung des Enzyms Phosphodiesterase-5. Die Blutgefäße im Penisschwellkörper entspannen daraufhin, so dass mehr Blut in diese einströmen kann. Ohne sexuelle Stimulation erzeugt das Medikament Viagra keine Erektion. Neben Viagra sind in Deutschland drei weitere PDE-5-Hemmer, (Levitra, Spedra und Cialis) zur Verschreibung zugelassen. Alle Präparate sind der gleichen Medikamentenkategorie zugehörig und funktionieren somit auf gleiche Weise.
Sobald das Selbstvertrauen wieder hergestellt ist, lösen sich die psychischen Blockaden meist von allein wieder auf und die Tabletten werden nicht mehr benötigt. Es wird empfohlen zunächst die medikamentöse Therapie auszuprobieren, bevor bei jungen Männern drastische chirurgische Eingriffe durchgeführt werden.
Quellen:
1.) spiegel.de – Impotent mit 21 – Außer Stande
2.) Wiley Library – One Patient Out of Four with Newly Diagnosed Erectile Dysfunction Is a Young Man
3.) Healthline – Treatments for ED
4.) 121doc – Medikamentendetails Viagra