Berlin, 22. – 25. Oktober 2013
Der Deutsche Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie fand vom 22. bis zum 25. Oktober auf dem Berliner Messegelände statt. Das diesjährige Motto „Menschen bewegen – Erfolge erleben“ wird inhaltlich durch drei Säulen getragen:
Wissenschaft & Forschung
Politik & Gesellschaft
Fort- & Weiterbildung
Mit ca. 11.000 Teilnehmern gilt diese Veranstaltung als die Bedeutendste aus diesem Fachbereich. IGTV hat die Pressekonferenz am 25. Oktober besucht und gibt folgend einen kurzen Überblick über die interessantesten Inhalte.
Den Auftakt der Pressekonferenz stellte der gemeinschaftliche Vortrag von dem Kongresspräsidenten Prof. Dr. Karl-Dieter Heller und Dr. Andreas Gassen mit dem Thema: „Gesunde Bewegung im Alter: Welche Sportarten sind für Senioren mit Gelenkschäden geeignet?“ dar.
Der gemeinsame Tenor lautete: Es gilt, dass grundsätzlich Sport auch in höherem Lebensalter nachhaltig zu empfehlen ist, allerdings bei Verschleißerkrankungen der Gelenke der behandelnde Orthopäde und Unfallchirurg zu konsultieren ist. In Abstimmung mit den Wünschen und Interessen der Patienten ist es so möglich, die Möglichkeiten einer Sportausübung in Art und Umfang zu definieren.
Im Anschluss folgte der Vortrag von Professor Dr. med. Florian Gebhard „Ü50 – Wie können ältere Menschen Verletzungen vermeiden, was müssen sie im Alltag beachten?“
Die Frage, was man dagegen tun kann wurde wie folgt beantwortet:
„… Wichtig ist der Erhalt einer guten körperlichen Grundfitness. Das heißt: regelmäßig Bewegung, ausgedehnte Spaziergänge, körperliches Training und Muskelaufbautraining, welches auch im Alter – sofern keine Gelenkleiden vorliegen – möglich ist.
Man kann sein häusliches Umfeld umgestalten, auf dicke Teppiche verzichten, Treppen rutschsicher machen und die Beleuchtung im Haus verbessern, so dass man auch in der Dämmerung oder im Dunkeln besser sieht und Treppen oder -absätze erkennen kann…“
Der folgende Vortrag von Professor Dr. med. Andreas Roth: „Osteoporose – wenn der Knochen „morsch“ wird Wie man vorbeugen kann und welche neuen Therapien helfen“
Wurde mit besonderer Aufmerksamkeit wahrgenommen. Hier die Ausführungen:
Die Osteoporose wird von der WHO als eine der zehn wichtigsten Volkserkrankungen anerkannt. Die Häufigkeit in der Bevölkerung liegt bei postmenopausalen Frauen bei etwa sieben Prozent im Alter von 55 Jahren und steigt auf 19 Prozent im Alter von 80 Jahren an. In einer aktuellen Studie (BEST – Bone Evaluation Study [1]) auf der Basis von Krankenkassendaten aus den Jahren 2006 bis 2009 ergibt sich eine Prävalenz von 6,3 Millionen Osteoporosekranken in Deutschland bei einer Inzidenz von 885 000 Neuerkrankungen pro Jahr. Die Wahrscheinlichkeit, mindestens eine Wirbelkörper- sinterung im Leben zu erleiden, beträgt bei Frauen derzeit circa 30 Prozent, für die Schenkelhals- fraktur beträgt sie circa 15 Prozent. Im zeitlichen Zusammenhang mit osteoporotischen Frakturen ist eine erhöhte Sterblichkeit der betroffenen Patienten insbesondere im ersten Jahr nach der Fraktur bekannt. Die Osteoporose führt unbehandelt zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität und verursacht hohe Kosten. Für die Behandlung von hüftgelenknahen Frakturen werden in Deutschland derzeit jährlich 4,5 Milliarden Euro ausgegeben.
Deutschland stellt mit 75% Nichtbehandlungen von Patienten mit Osteoporose das europäische Schlusslicht dar. Zum Vergleich liegen die Nichtbehandlung in Italien bei 60% und in Frankreich sogar bei 41%.
Gemeinsam kamen alle Referenten zu dem Schluss, dass aufgrund der demografischen Entwicklung der interdisziplinäre Austausch zwischen orthopädischem Chirurg und geriatrischem Internisten schnellstmöglich intensiviert werden muss.
Text: JK Fotos: HS