Am 15. Und 16. November fand die diesjährige Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) im Berliner ICC statt. Im Fokus der Pressekonferenz stand „Diabetologie im interdisziplinären Dialog“ – wie kann Diabetes mellitus fachübergreifend behandelt werden?
Aktuell sind ca. 6 Millionen Bundesbürger an Diabetes mellitus erkrankt und etwa tausend kommen täglich hinzu. Insbesondere die Zahl der Erkrankten mit Typ 2 steigt kontinuierlich. Dennoch wird die Dimension dieser Stoffwechselerkrankung und ihrer möglichen Folgekomplikationen wie zum Beispiel Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenversagen, Erblinden oder Amputation politisch und gesellschaftlich nach wie vor ungenügend wahrgenommen.
Zu der Pressekonferenz hatten Experten aus den Bereichen der Nephrologie, der Kardiologie, der Endokrinologie, als auch der Tagungspräsident Prof. Dr. med. Klaus-Dieter Palitzsch und das Vorstandsmitglied und Pressesprecher der DDG Prof. Dr. med. Andreas Fritsche geladen.
Zu dem Vortrag von Prof. Dr. med. Andreas Fritsche:
Mehrere internationale Studien haben gezeigt: Lebensstilmaßnahmen können fast die Hälfte aller neuen Diabetes-Erkrankungen in den ersten Jahren verhindern. Dadurch entsteht der Eindruck, Diabetes- Erkrankungen seien ausschließlich ein Problem der ‚Non-Compliance‘ und der Präventions- verweigerung.
„Menschen mit Diabetes Typ 2 wird häufig unterstellt, sie seien somit selbst schuld an ihrer Erkrankung. Außerdem suggeriert dies, dass eine medikamentöse Therapie bei Diabetes Typ 2 gar nicht mehr nötig ist, wenn Betroffene nur genug Übergewicht abbauen, sich mehr bewegen und anders essen. „Diabetes wird damit ausschließlich zu einer Lifestyle-Erkrankung erklärt“, warnt Professor Fritsche.
Professor Dr. Dr. h. c. mult. Eberhard Ritz vom Nierenzentrum in Heidelberg berichtete:
Nierenkrankheiten bei Menschen mit Diabetes sind nach Amputationen die zweithäufigste Komplikation der Stoffwechselerkrankung. In Deutschland sind Menschen mit Diabetes mellitus die größte Gruppe der Patienten, die an die Dialyse müssen oder sogar eine neue Niere benötigen. Gegenwärtig sind etwa 20 000 davon betroffen. Menschen mit Diabetes und Nierenerkrankungen sollten auf ihre Ernährung achten. Neuen Erkenntnissen zufolge kann eine hohe Phosphatzufuhr durch Lebensmittel wie Schmelzkäse, Fleisch- und Wurstwaren oder Fertiggerichte und Softdrinks das Risiko für Nierenversagen, Gefäß- und Herz-Erkrankungen erhöhen.
Zum Abschluss erklärte Prof. Ritz, dass nach neuesten Studien der Konsum von Alkohol für Diabetiker in Maßen (es wurde die Zahl von fünf Drinks pro Woche genannt) keinen Einfluss auf den weiteren Verlauf der Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus nimmt.
Text: JK Fotos: HS