Das Hüftgelenk ist ein kräftiges, sehr bewegliches Kugelgelenk, welches den Oberschenkelknochen (Femur) mit dem Becken verbindet. Hierbei ist das obere Ende des Oberschenkelknochens als Kugelkopf ausgebildet, der in die passende Aufnahme (Pfanne) des Beckenknochens greift.
Die Gelenkoberflächen von Kugel und Pfanne, also jene Teile, die direkt aufeinander treffen, sind mit einer glatten, gleitfähigen Knorpelschicht bedeckt, die zusätzlich noch von einer Flüssigkeit absondernden Membran umgeben ist. Seine Stabilität erhält das Hüftgelenk durch eine spiralförmige Kapselung starker Bänder, die vom Rand der Gelenkpfanne bis zum Hals des Oberschenkelknochens verlaufen. Diese Bänder begrenzen auch den Bewegungsspielraum des Gelenks.
Das Hüftgelenk war Anfang der 60er Jahre auch das erste Gelenk, dessen Funktionsfähigkeit durch künstlichen Ersatz wieder hergestellt werden konnte. Mittlerweile ist das Entfernen des krankheitsbedingt (Arthrose) geschädigten Hüftgelenks und der Ersatz durch eine Prothese eine, wenngleich immer noch aufwendige, Standard-OP. Heutige Werkstoffe und Methoden sorgen für einen Lebenszyklus des Kunstgelenks von über zehn Jahren, wobei die Material- und Technikentwicklung natürlich weiter voran schreitet.
Hüftarthrose (Coxarthrose)
In der medizinischen Praxis wird zwischen der primären und der sekundären Variante einer Hüftarthrose unterschieden. Bei der erstgenannten Form lässt sich der Verschleiß auf keine beteiligte oder voraus gegangene Erkrankung zurückführen; er wird daher als altersbedingt bezeichnet, da sich das Krankheitsbild in den meisten Fällen erst im höheren Lebensalter (jenseits von 60 Jahren) zeigt und üblicherweise beide Hüftgelenke behandlungsbedürftig werden. Hier sind Frauen häufiger als Männer betroffen, was dadurch zu erklären ist, dass das männliche Knorpelgewebe eine höhere Festigkeit aufweist und daher meist länger durchhält. Die sekundäre Form der Hüftarthrose tritt als Folge einer dauernden Fehlbelastung des Gelenks durch die angeborene Hüftgelenksfehlstellung (Dysplasie) oder nach einer früheren Hüftgelenksverletzung auf. Auch Übergewicht ist durch die erhöhte Last ein Risikofaktor für die Entstehung einer Hüftarthrose, genau wie es wiederkehrende Gelenkentzündungen als Symptom rheumatischer Erkrankungen sind. Hier sollen aber beispielhaft nur diese wenigen von mehr als 100 bekannten Ursachen genannt sein. Sekundäre Hüftarthrosen zeigen sich oft schon in jüngeren Jahren, zumeist einseitig.
Leitsymptome einer Hüftarthrose sind Schmerzen in allen Varianten und Schweregraden, die keineswegs nur auf den unmittelbaren Gelenkbereich beschränkt sein müssen, sondern auch die Leistengegend, den Lendenwirbelbereich und das betroffene Bein bis hinunter ins Kniegelenk umfassen können. Im frühen Stadium der Erkrankung treten die Schmerzen nur zum (morgendlichen) Beginn von Bewegungsabläufen auf (so genannter Einlaufschmerz), bald folgen auch Schmerzen nach längerer Belastung (Ermüdungsschmerz). Im weiteren Verlauf zeigt sich auch eine zunehmende morgendliche Steifigkeit des Gelenks. Werden die Schmerzphasen schlimmer und dauerhafter, führt dies zu fortschreitender Bewegungseinschränkung durch Schonhaltungen (schwankender Gang) und Vermeiden besonders schmerzhafter Bewegungen, beispielsweise des Aufstehens aus einem tiefen Sessel. Diese Schonhaltungen führen indes zu krampfhaften Verspannungszuständen der beteiligten Muskulatur, was weitere Schmerzen verursacht. Durch abgeriebene Knorpelteilchen kann sich das verschlissene Hüftgelenk zusätzlich noch entzünden, was sich durch Rötung, Schwellung und Hitzegefühl bemerkbar macht. Eine weit fortgeschrittene Hüftarthrose wird lässt sich sogar akustisch durch Reibegeräusche bei Bewegung des Gelenks wahrnehmen.
Die klinische Diagnose des Hüftgelenksverschleißes stellt der behandelnde Arzt nach verschiedenen Untersuchungsschritten: Nach Befragung zur Vorgeschichte und Bewegungstests liefert zumeist schon ein Röntgenbild einen eindeutigen Befund. Weitere bildgebende Verfahren wie MRT, CT und Sonografie (Ultraschall) sowie Laboruntersuchungen können zusätzlich angewendet werden, um Entzündungsprozesse zu erkennen, oder bei noch unklarem Befund andere Erkrankungen wie Osteoporose oder Knochentumore auszuschließen.
Natürlich haben alle Therapieansätze die gleichen Ziele: Schmerzminderung und Verbesserung der Beweglichkeit des Patienten. Akute Entzündungszustände können durch vorübergehende Schonung des Gelenks (Gehhilfen, richtiges Sitzen, weiche Schuhsohlen) sowie medikamentöse Unterstützung (nicht-steroidale Antirheumatika, Kortisonpräparate, Knorpelschutzmedikamente etc.) günstig beeinflusst werden. Auch die ganze Palette von Sport- und Bewegungstherapien sowie Thermotherapie zur Aktivierung der Stoffwechselvorgänge im Gelenk kann zeitweilig für eine Linderung der Beschwerden sorgen. All diese Ansätze wirken jedoch nicht ursächlich, d.h., sie reparieren in keiner Weise das geschädigte Hüftgelenk.
Wir der Leidensdruck irgendwann zu groß, entschließen sich die Betroffenen irgenwann doch zur Operation. Solange es sich nur um eng begrenzte Knorpelschädigungen handelt, lassen sich diese mit einer Hüftarthroskopie behandeln, wobei auf minimalinvasivem Wege abgescherte Knorpelteichen entfernt und die aufgerahte Oberfläche des Knorpels geglättet werden. Recht neu sind auch arthroskopische Verfahren zum Ersatz von Knorpelgewebe, wobei der einzusetzende Knorpel aus zuvor entnommenen Knorpelzellen eigens angezüchtet wurde. Des weiteren gibt es noch die Möglichkeit der gelenkerhaltenden Korrektur-Osteotomie: Hierbei wird der Oberschenkelknochen und / oder die Hüftpfanne zersägt und in veränderter Position wieder eingesetzt (mit Schrauben und Platten fixiert), um durch nun veränderte Belastungsverhältnisse die weitere Verschlechterung der Arthrose aufzuhalten.
Bei fortgeschrittenem Gelenkverschleiß indes kann man all diese Kunstgriffe vergessen und der behandelnde Arzt sollte dies auch ehrlich vermitteln können. Hier ist der Ersatz der betroffenen Gelenkteile (Kugel und Pfanne) durch künstliche Implantate das Mittel der Wahl. Bei dieser großen Endoprothesenoperation (mehrstündig, unter Vollnarkose) werden zunächst alle zerstörten Gelenkteile entfernt und danach durch zwei passende Implantate, eines für die Gelenkpfanne im Hüftknochen und eines für den Hüftkopf, der im Oberschenkelknochen verankert wird, ersetzt. Es gibt für diese Operation, die mittlerweile als Routineeingriff gilt, mehrere Varianten und Materialmöglichkeiten, deren Auswahl sich nach dem individuellen Krankheitsbild und Knochenzustand richtet. Die Risiken dieser Operation sind in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken währen sich gleichzeitig die Haltbarkeit der Prothesen weiter verbessern ließ. Heute geht man bei normalen Gewichts- und Belastungsverhältnissen von einer Implantatshaltbarkeit von mindestens 20 Jahren aus.
Hüftgelenksentzündung (Coxitis)
– durch Bakterien verursachte Gelenkentzündung (septische Arthritis) als Folge einer Wundinfektion, einer Infektion über die Blutbahn oder einer Knochenmarksentzündung im Oberschenkelknochen;
– Gelenkentzündung als Folge einer Erkrankung aus dem rheumatischen Komplex (rheumatische Arthritis);
– Gelenkentzündung als Begleitsymptom anderer Erkrankungen, die die Hüfte betreffen (Coxarthrose, Morbus Perthes, Hüftkopfnekrose, Knochenmarksentzündung etc.);
– Flüchtiger Gelenkerguss (Coxitis fugax, „Hüftschnupfen“), häufig bei kleinen Kindern als Folge eines voran gegangenen Virusinfekts.
Während eine Hüftgelenksentzündung bei Erwachsenen meistens die Folge einer Infektion durch Verletzungen, Injektionen in das Gelenk oder Operationen ist, erkranken kleine Kinder zumeist durch Infektion über die Blutbahn. Es kommt zu Eiterbildung mit Druckerhöhung im Hüftgelenk und einer starken Durchblutungseinschränkung im noch nicht vollständig ausgebildeten Hüftknochen. Wird dies nicht oder zu spät behandelt, kommt es zu irreversiblen Zerstörungen der Knochen- und Knorpelsubstanz; das Hüftgelenk wir dauerhaft geschädigt (Bewegungseinschränkung, Fehlstellungen, verkürztes Bein). Dies gilt in ähnlicher Form auch für Erwachsene: Wird nicht rechtzeitig und konsequent behandelt, kommt es in kurzer Zeit zur Gelenkzerstörung und daraus folgend einer Gelenkversteifung.
Die Symptome einer Hüftgelenksentzündung äußern sich vorrangig durch starke Schmerzen in der Leistengegend der betroffenen Seite; diese können bis hinunter ins Kniegelenk ausstrahlen. Hinzu kommt ein hinkender Gang bzw. eine möglichst schmerzarme, gebeugte Schonhaltung des Hüftgelenks. Entzündungstypische Allgemeinsymptome wie Fieber und Mattigkeit können hinzu kommen. Die bekannten äußeren Anzeichen einer Gelenkentzündung (Hitze, Rötung, Schwellung) sind dagegen hier selten bis nie zu beobachten, da diese zumeist durch die tief innere Lage des Hüftgelenks und den dicken Mantel aus Muskel-, Binde- und Fettgewebe verdeckt werden.
Die Diagnose einer Hüftgelenksentzündung ist nicht ganz einfach, da andere Erkrankungen, die das Hüftgelenk betreffen, die gleiche Symptomatik zeigen. Letztlich wird eine Kombination mehrerer Untersuchungen (Ultraschall, Röntgen, MRT, Blutwerte im Labor, Laboruntersuchung einer Hüftgelenkspunktion) zur richtigen Diagnose führen.
Die Standardtherapie umfasst eine Entlastung / Ruhigstellung des betroffenen Hüftgelenks bei gleichzeitiger Gabe passender Antibiotika zur Bekämpfung der Infektion, wenn diese bakterieller Natur (septische Coxitis) ist. Zeigt sich eine Eiteransammlung im Hüftgelenk, wird diese mittels Punktion abgesaugt. Lokal wirksame Schmerzmittel aus der Gruppe der nichtsteoridalen Antirheumatika (NSAR) schaffen Linderung.
Wenn die antibiotische Therapie mit Ruhigstellung des Gelenks allein nicht zu einer Besserung binnen weniger Tage führen, wird der behandelnde Arzt zur Operation raten. Hierbei wird das Gelenk geöffnet und das entzündete Gewebe entfernt (so genannte Herdausräumung des Hüftgelenks mit Drainageanlage). Damit werden die Heilungschancen deutlich erhöht. Ist die Gewebszerstörung bereits weit fortgeschritten, kann auch ein Gelenkersatz (Prothese) notwendig werden. Dies ist in den meisten Fällen auch die effektivste Therapie bei der rheumatisch bedingten Coxitis, wenn andere Behandlungen (Krankengymnastik, Physiotherapie, Medikamente und kleinere operative Eingriffe wie etwa die Entfernung der Gelenkinnenhaut) keine ausreichende Wirkung zeigen. Dies gilt auch für die Behandlung einer aktivierten Hüftgelenksarthrose (Entzündung als Folge von Gelenkverschleiß).
Zur stationären Therapie einer länger andauernden (chronischen) Hüftgelenksentzündung wird eine Kombination verschiedener Methoden angewendet. Neben Physiotherapie und Akupunktur kann der Heilungsprozess durch gezielte Nervenblockaden im Bereich des Hüftgelenks (Nervus femoralis bzw. Plexus lumbalis)gefördert werden, wobei ein Katheter in diesen Bereich appliziert und das lokal wirksame Betäubungsmittel hierdurch mehrmals täglich gespritzt wird. Die Heilungschancen sind abhängig von der individuellen Ursache unterschiedlich, doch in vielen Fällen lässt sich eine Hüftgelenksentzündung wirksam und nachhaltig behandeln.
Hüftkopfnekrose
Eine Hüftkopfnekrose entsteht konkret durch einen Durchblutungsmangel des Hüftkopfgewebes (Ischämie). Die Blutversorgung dieses Bereiches übernimmt eine eigene kleine Arterie vom Oberschenkelhals aus. Ist dieses Blutgefäß nur schwach ausgebildet oder in seiner Funktion gestört / geschädigt, kommt es zu einer Mangelversorgung des Hüftkopfes mit Sauerstoff sowie Nähr- und Mineralstoffen. Als Folge funktioniert in diesem Bereich der ständige Erneuerungsprozess der Knochenzellen nicht mehr richtig; die Knochenbälkchen im Inneren des Knochens, welche für die Form und Stabilität des Hüftkopfes zuständig sind, werden nicht mehr erneuert. Irgendwann kommt es im Bereich des abgestorbenen Gewebes zu Einbrüchen, es entstehen Vertiefungen in der runden Knochenoberfläche und das den Knochen umgebende Knorpelgewebe wird geschädigt – vergleichbar einer Hüftgelenksarthrose.
Es sind zahlreiche Faktoren bekannt, die die Entstehung einer Hüftkopfnekrose begünstigen. Lässt sich ein Zusammenhang mit anderen Erkrankungen nachweisen oder ist dieser wahrscheinlich, spricht man von einer sekundären Hüftkopfnekrose. Hier kommen u.a. in Frage:
– erbliche (genetisch bedingte) Bluterkrankungen, z. B. Sichelzellanämie;
– rheumatische bzw. Autoimmunerkrankungen wie systemischer Lupus Erythematodes;
– Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus;
– vorangegangene Strahlentherapie im Beckenbereich;
– systemische Kortisontherapie, Zytostatikatherapie;
– verschiedene Hüftgelenksverletzungen mit Schädigung der Hüftkopfgefäße, etwa beim Oberschenkelhalsbruch (posttraumatische Hüftkopfnekrose);
– Nierenerkrankungen;
– Alkoholmissbrauch.
Daneben gibt es auch Hüftkopfnekrosen, für deren Entstehung keine begleitenden oder zurückliegenden Ursachen auszumachen sind, hier spricht man von einer primären bzw. idiopathischen Hüftkopfnekrose. Eine spezielle Form der Hüftkopfnekrose bei Kindern wird Morbus perthes genannt, siehe hierzu den eigenen Artikel. In jedem Fall ist die Beweglichkeit sowie Belastbarkeit des betroffenen Gelenks irgendwann massiv eingeschränkt, zudem schmerzt es unter Belastung, im fortgeschrittenen Stadium auch in Ruhelage.
Die ärztliche Diagnose erfolgt -neben der Erhebung zur Krankenvorgeschichte, Lebensumständen und Bewegungstests- durch Röntgenuntersuchungen (Bilder in mehreren Ebenen) sowie vor allem mittels MRT-Aufnahmen (so genannte Kernspintomografie). Während im Röntgenbild nur massive Einbrüche der Knochensubstanz erkennbar sind (Spätstadien) zeigt die MRT-Untersuchung auch beginnende Nekrosebereiche. So lassen sich auch Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik, wie Hüftgelenksentzündungen oder Knochentumore erkennen bzw. ausschließen.
Das Spektrum der möglichen Behandlungswege bei einer Hüftkopfnekrose reicht von konservativer (symptomatischer) Therapie (Schmerzmittel, Stoßwellentherapie, Thermo- und Physiotherapie) über verschiedene gelenkerhaltende Operationsmethoden zur Verlangsamung bzw. Aufhaltung des Zerstörungsprozesses bis hin zum Ersatz des Hüftgelenks (endoprothetischer Hüftgelenkersatz). Hierbei werden die zerstörten Gelenkanteile entfernt und durch künstliche ersetzt, ein Operationsweg, der inzwischen zur Routine geworden ist und in den meisten Fällen zu Schmerzfreiheit sowie einer deutlich verbesserten Beweglichkeit führt. Ganz entscheidend für die Wahl der richtigen Therapie sind das Alter des Patienten sowie das individuelle Krankheitsbild, also, wie weit hier die Erkrankung fortgeschritten ist. Eine Selbstheilung der Knochensubstanz ist im Erwachsenenalter nicht zu erwarten; es geht also stets entweder darum, die noch nicht zu weit fortgeschrittene Gewebszerstörung zum Stillstand zu bringen oder aber die zerstörten Gelenkteile zu ersetzen.
Morbus Perthes
Auch 100 Jahre nach der Erstbeschreibung sind die genauen Ursachen für das Entstehen der Erkrankung nicht genau geklärt, so dass verschiedene Theorien diskutiert werden: Störungen im kindlichen Hormonhaushalt, Durchblutungsstörungen im Bereich des Hüftkopfes, genetische Faktoren sowie kleinste Frakturen der im Kindesalter noch hochempfindlichen inneren Knochenstruktur (Spongiosagerüst) des Hüftkopfknochens. Derartige kleinste Brüche (so genannte Mikrotraumen) können Folge von häufigen Stürzen und hartem Anstoßen beim kindlichen Herumtoben sein; ein Hinweis für die Richtigkeit dieser These ist die Tatsache, dass Morbus Perthes gehäuft bei Kindern auftritt, die körperlich besonders aktiv sind.
Was passiert nun bei Morbus Perthes? Aufgrund der vorgenannten Ursachen kommt es zu einem Abbau des Knochengewebes im Hüftkopf, bis die ursprünglich runde Form regelrecht einbricht. Der kindliche Organismus versucht dann, das Gewebe wieder herzustellen, wobei, wenn keine Behandlung erfolgt, eine Verformung eintritt, so dass der Hüftknochen nicht mehr optimal in seine Aufnahme (die Gelenkpfanne des Beckenknochens) passt. Im Ergebnis können beide Gelenkteile schwer deformiert werden, es drohen bleibende Schäden wie Bewegungseinschränkungen und vorzeitiger Gelenkverschleiß (Arthrose).
Zu Beginn der Erkrankung sind die Symptome oft undeutlich: Leichte bis mittelstarke Schmerzen im vorderen Bereich des betroffenen Oberschenkels bis hinab zum Kniegelenk, leichtes Hinken, Laufunwilligkeit, Schmerzen in der Leistengegend, abhängig vom Belastungszustand. Später kommen deutliche Einschränkungen im Bewegungsumfang des Hüftgelenks hinzu. Nach Einbruch von Knochensubstanz des Hüftkopfes kann sich eine unterschiedliche Beinlänge zeigen.
Bei ersten Anzeichen, dass mit der Hüfte etwas nicht stimmen könnte, sollten Sie das Kind beim Facharzt vorstellen. Dieser kann, nach Befragung und Bewegungstests, mittels Röntgenaufnahmen in verschiedenen Ebenen, ergänzt durch Magnetresonanztomografie (MRT, „Kernspin“) das Vorliegen und das Stadium von Morbus Perthes sicher diagnostizieren, wobei andere Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik ausgeschlossen werden müssen.
Alle möglichen Therapievarianten zielen darauf ab, eine dauerhafte Schädigung und Deformation des Hüftkopfes zu vermeiden. Es geht also um den Erhalt bzw. die Wiederherstellung der optimalen Zentrierung des Hüftkopfes (Containment). Morbus Perthes heilt irgendwann (wenige Monate bis mehrere Jahre) von selbst aus, d.h., es kommt zu einer Regeneration des zerstörten Gewebes, diese soll aber kontrolliert verlaufen. Das therapeutische Vorgehen muss für jeden Fall speziell festgelegt werden, hier spielen das Alter des Patienten, der erreichte Schweregrad der Erkrankung sowie individuelle Risikofaktoren eine Rolle. Bei kleinen Kindern reicht meist eine konservative Therapie mit Entlastung des betroffenen Gelenks aus. Hierzu steht eine Vielzahl von Hilfsmitteln (Orthesen) zur Verfügung, welches Verfahren im jeweiligen Fall das bestgeeignete ist, muss der behandelnde Arzt ermitteln. Schmerzzustände lassen sich medikamentös mildern. Der Verlauf der Erkrankung muss etwa alle vier Monate durch neue Untersuchungsbilder verfolgt werden.
Im fortgeschrittenen Stadium oder wenn die konservative Therapie nicht den gewünschten Erfolg bringt, sind operative Maßnahmen erforderlich, die einen schweren Eingriff unter Vollnarkose bedeuten. Bei den verschiedenen Verfahren werden der Oberschenkelknochen und / oder der Beckenknochen durchtrennt und veränderter Position mittels Metallstiften und -Platten wieder fixiert, so dass der Hüftkopfknochen wieder besser zentriert ist und der Heilungsprozess ohne dauerhafte Deformitäten verlaufen kann. Während der Zusammenwachsphase der neu positionierten Knochen ist für 6 -7 Wochen ein Gipsverband erforderlich. Die operativen Eingriffe zeigen bei Kindern unter 10 Jahren die besten Erfolge. Durch die verschiedenen Operationsverfahren wird also die Aussicht auf die Wiederherstellung eines normalen Hüftgelenks deutlich verbessert, der eigentliche Heilungsverlauf von Morbus Perthes wird aber nicht abgekürzt.
Oberschenkelhalsbruch (Schenkelhalsfraktur)
Der Bruch wird medizinisch unterschieden nach der Bruchstelle ganz oben im Kapselbereich (medial) oder weiter unten im Halsbereich (lateral), wobei die erstgenannte Variante ungleich häufiger vorkommt (etwa 95 Prozent aller Fälle). Außerdem wird nach der Verlaufsrichtung der Bruchlinie unterschieden in Abduktionsfrakturen, Adduktionsfrakturen und Abscherfrakturen. Diese Formen teilen Mediziner noch jeweils in verschiedene Schweregrade ein, um die jeweils beste Kombination der möglichen Behandlungsmethoden festlegen zu können.
Bei einem gerade erlittenen Oberschenkelhalsbruch besteht meist absolute Bewegungsunfähigkeit des betroffenen Beines verbunden mit lokaler Schwellung und heftigen Schmerzen, auch in Ruheposition. Aufstehen oder Gehen ist unmöglich. Daher muss ein Liegendtransport ins Krankenhaus erfolgen. In seltenen Fällen (eingestauchte Fraktur) sind die Symptome uneindeutiger und schmerzhaftes Laufen ist noch möglich. So kommen manchmal Patienten zum Arzt und wollen eine Salbe zur Behandlung der vermeintlichen Prellung haben – erst die genauere Untersuchung ergibt dann die Diagnose „Schenkelhalsfraktur“. Lebensgefährlich wird es, wenn der Bruch größere Blutgefäße durchtrennt bzw. die Blutzirkulation im betroffenen Bein blockiert.
Zur genauen Lokalisation und Bestimmung der Bruchstelle reichen meist schon Röntgenaufnahmen aus verschiedenen Blickwinkeln. Erst wenn die Röntgendiagnostik keinen klaren Befund liefert, muss mit weiteren bildgebenden Verfahren (MRT, CT) weitergesucht werden, auch, um nach schweren Unfällen mögliche weitere Frakturen im Beckenbereich zu erkennen.
Der typische mediale Bruch beim alten Menschen wird meist operativ durch Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks (Hüfttotalendoprothese) oder zumindest eines künstlichen Hüftkopfes (Duokopfprothese) behandelt, auch deshalb, weil die Untersuchung ohnehin einen Gelenkverschleiß gezeigt hat und man dem Patienten eine baldige zweite Opration ersparen will. Zudem ist das neue Gelenk wesentlich schneller belastbar, so dass lange Liegezeiten, die gerade für alte Menschen eine Reihe von Gefahren mit sich bringen (Thrombose, Infektionen etc.), vermieden werden können. Schnelle Mobilisation ist hier das Ziel. Hingegen zielt die Therapie bei jüngeren Patienten auf den Erhalt des natürlichen Gelenkes ab, so dass viele Frakturen gerichtet, mittels Schrauben fixiert und unter Schonung des Gelenks und unterstützenden krankengymnastischen Übungen ausgeheilt werden, was allerdings einige Wochen dauert.
Wenn auch bei allen Behandlungsverfahren einige Komplikationen möglich sind (Thrombosen, Abrutschen der Fraktur mit Gefäß-, sehnen- und Nervenschädigung, Infektionen, Hüftkopfnekrose etc.), ist durch eine zeitnah durchgeführte Operation meist ein gutes Ergebnis erreichbar – mit Wiederherstellung der vollen Mobilität.