Das Gehirn hat seinen Sitz im Schädel und gehört zum zentralen Nervensystem. Es ist verantwortlich für die Funktion vieler Körperteile, wie z. B. den Herzschlag, das Gehen, sowie die Entstehung von Gedanken und Gefühlen.
Das Gehirn besteht aus drei Hauptteilen: Großhirn, Mittelhirn und Kleinhirn. Es wiegt beim Erwachsenen ca. 1400 Gramm und stellt somit ungefähr 2% des Gesamtkörpergewichts dar, benötigt jedoch 15-20% der Herzleistung, um optimal zu funktionieren. Die Durchblutung (Sauerstoffversorgung) des Gehirns ist immens wichtig. Wird der Blutzufluss für mehr als 10 Sekunden unterbrochen, verlieren wir das Bewusstsein. Bei einer längeren Unterbrechung von mehreren Minuten (Schlaganfall) kann es zu bleibenden Schäden kommen. Diese äußern sich typischerweise durch:
– Verlust des Tastgefühls auf der anderen Seite des Körpers
– Sprachprobleme
– Sehstörungen
Cluster-Kopfschmerz
Mit dem Begriff Cluster-Kopfschmerz (auch Histaminkopfschmerz, Bing-Horton-Neuralgie oder kurz CK genannt) wird eine bestimmte Form periodisch wiederkehrender Kopfschmerzen bezeichnet, die durch einseitiges Auftreten im Stirn- (Auge) und Schläfenbereich mit heftigen, pulsierenden, stechenden Schmerzen charakterisiert ist. Das englische Wort Cluster (= Häufung oder Gruppe) weist darauf hin, dass diese Kopfschmerzform periodisch stark gehäuft auftritt, um sich dann wieder für Monate oder Jahre nicht bemerkbar zu machen. Betroffen sind etwa 0,3 Prozent der Bevölkerung, Männer etwas häufiger als Frauen. Typischerweise zeigen sich die Beschwerden erstmals kurz vor dem 30. Lebensjahr, im höheren Alter jenseits der 50 zeigen die Schmerzattacken eine Tendenz zur Verringerung. Cluster-Kopfschmerzen zählen zu den primären Kopfschmerzbeschwerden: Hier ist der Schmerz selbst die Erkrankung und nicht Folge oder Begleiterscheinung eines anderen Leidens.
Ursache
Die Ursachen für diese Form von Kopfschmerzattacken sind noch nicht eindeutig geklärt, wohl aber konnte die frühere Vermutung einer Entzündung und Erweiterung entsprechender Blutgefäße als Auslöser durch Studien widerlegt werden. Inzwischen steht die Schaltzentrale des Zwischenhirns, der Hypothalamus, im Verdacht, an der Entstehung der Schmerzen maßgeblich beteiligt zu sein. Die Schmerzattacken können durch bestimmte Stoffe ausgelöst (getriggert) werden. Achtung: Hiermit ist gemeint, dass die Triggerstoffe nur der Auslöser, nicht jedoch die eigentliche Ursache der Schmerzen sind. Typische Trigger sind Alkohol (hier besonders Rotwein), bestimmte Lebensmittel wie Käse, Schokolade, Tomaten sowie Lebensmittel mit den Zusatzstoffen Glutamat und Natriumnitrit (Wurst, Schinken!), aber auch verschiedene Gerüche (Parfüm, Benzin, Lösungsmittel).
Symptome
Die Beschwerden beim Krankheitsbild des Cluster-Kopfschmerzes zeigen Ähnlichkeiten zu verschiedenen Migräne-Varianten, grenzen sich jedoch durch eine Reihe eindeutiger Symptome ab. Diese sind:
-Auftreten der Schmerzen meist nachts aus dem Schlaf heraus bzw. am Morgen;
-Einseitigkeit der Schmerzlokalisation (Auge, Schläfe);
-Schmerzdauer 15 bis 180 Minuten, meist 45-60 Minuten;
-zwischen einer und 16 Attacken innerhalb von48 Stunden;
-gerötete Bindehaut des betroffenen Auges, Tränenfluss;
-geschwollenes Augenlid (Lidödem);
-laufende und / oder einseitig zugeschwollene Nase;
-verengte Pupille;
-Schweiß auf der Stirn bzw. dem ganzen Gesicht;
-körperliche Unruhe.
Die Diagnose Cluster-Kopfschmerz wird aufgrund der Befragung des Patienten nach individuellem Verlauf und Symptomen (Anamnese) und nach Ausschluss anderer möglicher Schmerzursachen gestellt. Die bildgebenden Untersuchungsverfahren (CRT, MRT, EEG) kommen nur zum Einsatz, wenn ein Verdacht auf andere Erkrankungen (Hirntumor, Blutung, Entzündung, Glaukom etc.) besteht und bestätigt oder widerlegt werden muss.
Therapie
Die eigentliche Erkrankung ist durch medizinische Therapie nicht heilbar, so dass die symptomatische Behandlung im Vordergrund steht. Hier gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, von der akuten Sauerstofftherapie über verschiedene medikamentöse Behandlungen (Tabletten, Nasensprays) bis zu operativen Eingriffen (Einsetzen von Stromimpuls gebenden Sonden ins Zwischenhirn) die wegen der Schwere des Eingriffs aber nur das letzte Mittel sein sollten, wenn alle anderen Ansätze wirkungslos blieben. Im Vordergrund steht zunächst das Bemühen, für den jeweiligen Patienten genau die Substanz zu finden, auf die er bestmöglich anspricht. Hierzu sollten Betroffene sich an einen mit der Thematik erfahrenen Neurologen (explizit nach CK fragen!) oder eine neurologische Spezialsprechstunde der großen Kliniken wenden. Adressen gibt es u.a. auf der Selbsthilfeseite www.clusterkopf.de .
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit
Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (Kürzel CJK oder englisch CJD für Creutzfeldt Jakob Disease ) ist eine sehr seltene, tödlich verlaufende Hirnerkrankung, die durch eine rasch fortschreitende Zerstörung der Hirnzellen gekennzeichnet ist. Verursacht wird der Zellabbau durch strukturell veränderte Eiweiße (Prionen), welche sich an die normale Eiweißstruktur der Hirnzellen anlagern und letztlich zu Degeneration und massenhaftem Absterben der Zellen führen, wobei das Gehirn im fortgeschrittenen Stadium eine schwammartig durchlöcherte Struktur zeigt. Der Krankheitsverlauf geht mit raschem Verlust der intellektuellen und motorischen Fähigkeiten einher bis hin zur schweren Demenz, Bewegungsunfähigkeit und Koma. Bei der häufigsten, sporadischen Form beginnt die Erkrankung meist jenseits des 50. Lebensjahres, die mittlere Krankheitsdauer beträgt etwa 6 Monate. Therapiemöglichkeiten gibt es bisher nicht. Benannt ist die Erkrankung nach den Neurologen Hans-Gerhard Creutzfeldt (1885-1964) und Alfons Maria Jakob (1884-1931), die das Krankheitsbild 1920 erstmals beschrieben. Die krankhaft veränderten Eiweiße (Prionen) entstehen durch eine sogenannte Punktmutation an bestimmten Stellen der Erbinformation, den Genen. Warum dies geschiet, ist bisher unklar.
Die CJK wird in drei Formen klassifiziert: Die in Deutschland häufigste, sporadische, im Organismus selbst entstehende Form, die genetische bedingte erbliche Form sowie die übertragbare Variante. Generell tritt die Erkrankung sehr selten auf (1 Fall bei einer Million Menschen). Somit müsste CJK der breiten Öffentlichkeit eigentlich unbekannt sein, wie viele andere seltene Krankheiten auch. Dem ist jedoch ganz und gar nicht so, was auf die umfassende mediale Berichterstattung über die sog. Rinderseuche (BSE) und Warnungen vor einer drohenden Epidemie an CJK – Erkrankungen durch den Verzehr von infiziertem Rindfleisch zurückzuführen ist. Tatsächlich existiert eine neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJK) mit ebenso tödlichem Ausgang, die offenbar auf dem Übertragungsweg Rind – Mensch durch Fleisch oder Fleischprodukte infizierter Rinder beruht. Wahrscheinlich gelangen bei den Betroffenen die krankhaft veränderten Eiweiße (Prionen) vom Darm über die Nervenbahnen bis ins Rückenmark und Gehirn, wo sie schließlich zur Gewebszerstörung führen. Die meisten Fälle dieser Erkrankung traten bisher in Großbritannien auf (etwa 200), während aus Deutschland bislang keine derartige Diagnose gemeldet wurde. Von der neuen Variante vCJK können auch jüngere Menschen unter 30 Jahren betroffen sein. Da die Zeitspanne zwischen der Infektion mit dem Erreger und dem Ausbruch der Krankheit etwa 10 bis (vermutete) 30 Jahre betragen kann, ist nicht sicher vorherzusagen, wie sich die Fallzahlen in den nächsten Jahren entwickeln werden. Bei der Rindfleischproduktion sind seit einigen Jahren Blut-Schnelltests auf eine BSE-Infektion zwingend vorgeschrieben. Da auch hinsichtlich der Futterzusätze und der Weiterverarbeitung infektiöser Schlachtabfälle inzwischen EU-weite Verbote erlassen wurden, sind die bekannt gewordenen BSE-Erkrankungen bei Rindern seit Jahren rückläufig. Dennoch wird geraten, beim (Rind)Fleischeinkauf auf Herkunft und Zuchtbedingungen zu achten sowie Veröffentlichungen zum Themenkomplex BSE / vCJK weiterhin zu verfolgen.
FSME
FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) ist eine von den sogenannten FSME-Viren ausgelöste Infektionserkrankung, die grippeähnliche Symptome oder auch eine Entzündung von Gehirn, Hirnhäuten oder Rückenmark hervorrufen kann. Das FSME-Virus wird durch Bisse von Zecken übertragen (in seltenen Fällen auch durch den Genuss von unpasteurisierter Schaf- und Ziegenmilch), was aber nicht heißt, dass jeder Zeckenbiss automatisch zu einer Infektion oder gar einem schweren Krankheitsverlauf führen muss: Einerseits ist längst nicht jede Zecke Träger der besagten Viren (in Deutschland unter 5 Prozent), andererseits erkranken etwa 70 Prozent der Infizierten überhaupt nicht bzw. zeigen nur geringe Symptome. Etwa 20 Prozent entwickeln Anzeichen einer Grippe und maximal 10 Prozent zeigen schwere Symptome einer Hirn- bzw. Hirnhautentzündung. Hier drohen jedoch Komplikationen mit bleibenden Schäden, so dass sofortiges Handeln geboten ist. Nach dem Infektionsschutzgesetz ist jede erkannte Erkrankung meldepflichtig, jedoch ist bisher nicht bekannt, dass FSME-Viren von Mensch zu Mensch übertragen werden.
Symptome
Im Zeitraum von zwei bis etwa 20 Tagen nach der Infektion können grippeähnliche Symptome auftreten: Fieber, Gliederschmerzen, Übelkeit, Benommenheit. Bei schwerem Verlauf kommt es nach einem vorübergehenden Fieberrückgang nach ein bis zwei Wochen zu erneutem Temperaturanstieg bis über 40 Grad mit starkem Kopfschmerz, Nackensteifheit und Bewusstseinstrübungen, bis hin zu Krampfanfällen, Lähmungen und möglichem Koma. In den meisten Fällen heilt die Erkrankung im weiteren Verlauf völlig aus, die Sterblichkeitsrate liegt bei etwa einem Prozent.
Diagnose und Therapie
Bei Verdacht auf eine FSME-Infektion, etwa, wenn der Patient sich an einen kürzlich erfolgten Zeckenbiss erinnert, wird der behandelnde Arzt das Blutserum auf spezielle Antikörper untersuchen. Auch im Nervenwasser der Wirbelsäule lassen sich die Antikörper mittels einer Probenentnahme (Lumbalpunktion) nachweisen. Da gegen die FSME-Viren keine ursächlich wirksames Mittel zur Verfügung steht, erfolgt lediglich eine symptomatische Therapie der Beschwerden: Bettruhe, schmerzlindernde, fiebersenkende und ggf. Medikamente gegen epileptische Anfälle. Nach der akuten Phase der Erkrankung sind häufig Rehabilitationsmaßnahmen (z. B. Physiotherapie und Logopädie zur Behebung von motorischen oder sprachlichen Störungen) erforderlich.
Zur Vorbeugung der FSME-Infektion steht neben den allgemeinen Schutzmaßnahmen gegen Zeckenbisse eine Schutzimpfung zur aktiven Immunisierung zur Verfügung. Diese erfolgt in drei Teilimpfungen, mit weiteren Auffrischimpfungen erstmals nach drei, dann nach fünf Jahren. Da die Erkrankung insgesamt selten ist, wird eine Impfung nur für Personen, die in sogenannten FSME-Risikogebieten leben und dort viel im Freien unterwegs sind. diese aog. Endemiegebiete sowie genaue Informationen zu Ablauf und Impfrisiken werden vom Robert Koch-Institut (www.rki.de) aktualisiert veröffentlicht.
Huntington-Krankheit (Chorea Huntington)
Die Huntington-Krankheit ist eine sehr seltene, vererbbare Erkrankung des Gehirns. In Westeuropa und Nordamerika sind ungefähr 7 von 100.000 Menschen von der Huntington-Krankheit betroffen – in Deutschland sind etwa 8.000 Fälle bekannt, wobei Männer wie Frauen gleich häufig betroffen sind. Es handelt sich um eine fortschreitende Erkrankung, deren erste Symptome sich meist zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr zeigen. Ihr Verlauf und die Art und Ausprägung der Symptome kann individuell sehr verschieden sein. Die Erkrankung ist bisher nicht ursächlich behandelbar und führt ca. 15 Jahre nach Auftreten der ersten Symptome zum Tod.
Benannt ist die Huntington-Krankheit nach dem US-amerikanischen Arzt George Huntington (1850 – 1916), der die Erblichkeit und den Krankheitsverlauf im Jahr 1872 erstmals ausführlich beschrieb. Heute sind der Begriff Huntington-Krankheit oder das Kürzel HD (englisch für Huntington Disease) die gebräuchlichsten Bezeichnungen der Erkrankung; die Begriffe Chorea Huntington (Chorea = griechisch: Tanz) oder Veitstanz sind dagegen überholt, da sie inhaltlich nur einen Teil des Krankheitsbilds, nämlich unkontrollierte Muskelbewegungen, beschreiben.
Ursachen
Bei der Huntington-Krankheit handelt es sich um einen erblichen Gendefekt, der nicht auf einem geschlechtsspezifischen Chromosom liegt, weshalb die Krankheit Männer wie Frauen gleichermaßen betrifft. Die genaue Lokalisierung des Defektes gelang erst im Jahr1993. Das betreffende Gen auf Chromosom Nr. 4 zeigt eine abnorm erhöhte Wiederholungsrate der Erbsubstanz-Bausteine (Nukleinsäuren). Als Folge bildet der Körper einen veränderten Eiweißbaustein (Polyglutamin), der mit sich selbst bzw. mit anderen Eiweißen verklumpt und den lebenswichtigen Zuckerstoffwechsel der Nervenzellen zu behindern scheint. Schließlich kommt es zu massenhaftem Absterben der Zellen in den Stammganglien und der Hirnrinde, was zu den typischen neurologischen und psychischen Veränderungen führt. Die exakten Hintergründe der Genmutation sowie der daraus resultierenden Abläufe sind noch nicht restlos erforscht.
Krankheitsverlauf und Symptome
Wie schon erwähnt, ist der Krankheitsverlauf individuell verschieden. In den jeweiligen Krankheitsstadien kann sich eine Vielzahl von Symptomen zeigen, die jedoch nicht alle zusammen oder in der immer gleichen Reihenfolge auftreten müssen. Die Symptome lassen sich prinzipiell in drei Gruppen gliedern: Verhaltensstörungen (psychische Symptome), körperliche Symptome mit neurologischer Ursache und demenzielle Symptome (Rückgang der intellektuellen Fähigkeiten).
Psychische Symptome sind auffällige Änderungen im Wesen und sozialen Verhalten des Patienten. Dies kann sich in sozialem Rückzug, allgemeinem Interessenverlust, Ängsten, Wahnvorstellungen und Suizidgedanken ebenso äußern wie in irrationalen Energieschüben, Aggressionen und Hemmungslosigkeit. Zumeist sind diese Wesensveränderungen eine direkte Folge des Absterbens von Hirnzellen, sie können jedoch auch eine emotionale Reaktion auf das Wissen um die Erkrankung und ihren derzeit noch unheilbaren Verlauf sein.
Neurologische bzw. körperliche Symptome bei HD können denen einer Parkinson-Erkrankung ähneln, weshalb stets eine Reihe von Untersuchungen einschließlich Gentests erforderlich sind, um eine sichere Diagnose stellen zu können. Auffälligstes körperliches Symptom sind die ruckartigen, schnellen, unwillkürlichen Bewegungen einzelner Gliedmaßen (choreatische Hyperkinesen), die sich nach und nach verstärken und auf die Gesichts- und Rachenmuskulatur übergreifen können (Sprech- und Schluckbeschwerden). In manchen Fällen tritt auch eine krampfartige Muskelsteifheit ein.
Unter die Kategorie der demenziellen Symptome fallen zunehmende Vergesslichkeit, Merkfähigkeitsverlust und Konzentrationsstörungen (Durchhalten von Gedankengängen). Auch hier wird durch entspr. Untersuchungen eine andere Erkrankung (Alzheimer-Demenz etc.) ausgeschlossen.
Therapie
Da eine ursächliche Behandlung von HD bisher nicht verfügbar ist, konzentrieren sich alle Therapieansätze auf die Linderung der jeweils vorherrschenden Symptome, um für den Patienten möglichst lange ein hohes Maß an Lebensqualität zu erhalten. So lassen sich Bewegungsstörungen und Depressionen medikamentös behandeln. Begleitende Physio- und Ergotherapie sowie Logopädie zielt darauf ab, die motorischen Fähigkeiten zu stärken. Auch Ernährungsberatung gehört dazu.
Da die Huntington-Erkrankung ein komplexes Symptombild zeigt und vergleichsweise selten auftritt, ist es enorm wichtig, von den richtigen Ärzten einen individuell genau ausgearbeiteten Behandlungsmix verordnet zu bekommen. Viele normale Neurologen sind mit der Diagnosestellung und Behandlungskoordination schlichtweg überfordert. Bundesweit bestehen aber inzwischen in vielen Städten Kompetenzzentren mit HD-Spezialsprechstunden, meist an großen Kliniken. Adressen finden sich im Internet unter www.euro-hd.net .
Meningitis
Unter Meningitis oder Hirnhautentzündung versteht man eine entzündliche Infektion der schützenden äußeren Hüllen von Gehirn und / oder Rückenmark, hervorgerufen durch Bakterien verschiedener Stämme (Meningokokken, Pneumokokken), Viren oder (sehr selten) Medikamenten. Aufgrund der unmittelbaren Nähe des entzündeten Gewebes zu Gehirn und Rückenmark kann sich die Infektion auf diese Organe ausbreiten und ist daher als medizinischer Notfall anzusehen, der sofortiger Behandlung bedarf. Unbehandelt endet vor allem die bakterielle Meningitis sehr oft tödlich, oder führt zu bleibenden Schäden. Nach dem Infektionsschutzgesetz ist die Erkrankung meldepflichtig, Welche Erreger die wahrscheinlichsten Auslöser der Erkrankung sind, ist stark altersabhängig. Bei Frühgeborenen und Säuglingen bis zu einem Alter von 3 Monaten, werden häufig Streptokokken oder Kolibakterien gefunden. Kinder unter 5 Jahren, jedoch auch Erwachsene können sich mit Haemophilus influenzae infizieren. Bei älteren Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen stehen oft Meningokokken sowie Pneumokokken im Vordergrund. Bei Erwachsenen verursachen Meningo- und Pneumokokken 4 von 5 aller Fälle einer Meningitis. Jenseits des 50. Lebensjahres gewinnen Listerien an Bedeutung. Es ist auch möglich, dass eine Hirnhautentzündung als Folge einer hartnäckigen Nasennebenhöhlen- oder Mittelohrentzündung entsteht, wenn deren Erreger über die Schädelknochen durchwandern.
Symptome
Hohes Fieber, starke Kopfschmerzen, Nackensteifheit, Übelkeit mit Erbrechen, Benommenheit oder auch Krampfanfälle sind grippetypische Symptome, können aber genauso auf eine Meningitis hindeuten. Besonders bei Säuglingen und älteren Menschen sind die Symptome oft weniger ausgeprägt, so dass im Zweifel der schnelle Gang zum Arzt immer richtig ist. Die möglichst frühzeitige Diagnosestellung ist hier besonders wichtig, da diverse Komplikationen wie eine bakterielle Blutvergiftung (Meningokokken-Sepsis) oder ein Übergreifen von der Hirnhaut auf das eigentliche Hirngewebe (man spricht dann von einerMeningoenzephalitis) drohen, mit dem Möglichkeit bleibender Schäden (Lähmungen, Gehörverlust).
Diagnose und Therapie
Der untersuchende Arzt wird neben der Befragung nach vorliegenden Beschwerden bestimmte Bewegungstests durchführen (Kopfdrehung, Bein strecken). Ist dies nicht oder nur unter größten Schmerzen möglich, liegt ein Hinweis auf eine Meningitis vor. Es folgt dann zur sicheren Diagnose die Entnahme von Nervenwasser (Liquot) aus einem Hohlraum an der Wirbelsäule mittels einer Kanüle (Lumbalpunktion) nebst einer Blutuntersuchung. Bei Verdacht auf Komplikationen, oder wenn solche bereits vorliegen, werden zusätzlich Untersuchungen mittels bildgebender Verfahren (Computertomografie) vorgenommen.
Zur Bekämpfung der Infektion kommen verschiedene Antibiotika zum Einsatz; sobald das Untersuchungsergebnis aussagt, welcher Erregertyp vorliegt, wir der Arzt das passende Präparat auswählen. Da bei Therapiebeginn der Erreger oft noch nicht bekannt ist, wird initial meist eine sog. kalkulierte Behandlung mit mehreren, breit wirksamen Antibiotika eingeleitet und dann ggf. dem Erreger angepasst. Je nach Erregertyp und Krankheitsverlauf erfolgt die Behandlung über einen Zeitraum von 7 bis 14 Tagen – üblicherweise im Krankenhaus, um bei auftretenden Komplikationen umgehend handeln zu können. Entscheidend für den Verlauf und mögliche Folgeschäden der Erkrankung sind auch der individuelle Gesundheitszustand des Patienten und die Effektivität seines Immunsystems. Daher ist eine Hirnhautentzündung gerade für kleine Kinder und Senioren, bei denen die körpereigenen Abwehrmechanismen noch nicht oder nicht mehr vollständig ausgebildet sind, besonders gefährlich. Hier gibt es jedoch die Möglichkeit, dieser bakteriellen Infektion mit einer Schutzimpfung gegen verschiedene Untergruppen des Erregers vorzubeugen. Nähere Informationen zu Vorteilen und Impfrisiken finden Sie unter www.rki.de oder natürlich bei Ihrem Hausarzt.
Tourette-Syndrom
Hiermit wird eine neurologisch-psychiatrische Erkrankung bezeichnet, die durch das Auftreten von kurzen, unwillkürlichen Muskelkontraktionen, sogenannten Tics, sowie ungewollten Lautäußerungen und Gesten gekennzeichnet ist. Benannt ist das Leiden nach dem französischen Arzt Georges Gilles de la Tourette, der die Symptomatik um 1885 erstmals beschrieb. Die genaue Ursache der Erkrankung ist noch nicht geklärt, es gibt jedoch Hinweise auf Störungen der Stoffwechselvorgänge bestimmter Nervenzellen (Basalganglien) im Gehirn. Hier sind die Botenstoffe Dopamin und Serotonin beteiligt. Neueste Forschungen zeigen auch die Möglichkeit einer erblichen Ursache (Gendefekt) auf.
Symptome
Die Symptomatik der Erkrankung reicht von einfachen motorischen Tics bzw. Hyperkinesien (plötzliches Kopfdrehen / Neigen, leichtes Verziehen der Mundwinkel, Augenblinzeln) und leichteren vokalen Tics (bedeutungslose Laute, Hüsteln, Nachahmen von Tierlauten) bis zu komplexen, zwanghaften Handlungen (groteskes Grimassieren, Imitieren von Mimik und Gestik Anderer, ständiges Wiederholen von Wörtern oder Phrasen, selbstverletzende Handlungen, Herausschreien obszöner oder aggressiver Wörter). Typischerweise zeigen sich erste Symptome schon im Kindesalter und bilden sich in der Pubertät voll aus, um in einigen Fällen jenseits des 30. Lebensjahres auch von selbst wieder zu verschwinden. Die meisten Betroffenen müssen jedoch lernen, zeitlebens mit der Störung umzugehen. Besonders schwierig sind hierbei oftmals die Reaktionen ihrer Mitmenschen zu ertragen, die meist der Meinung sind, der Kranke würde einfach nur schlechtes Benehmen zeigen.
Üblicherweise zeigen sich die Tics über den Tag anfallsartig verteilt in mehreren Schüben, wogegen während der Nachruhe keine Beschwerden bestehen. Stress und belastende Situationen verstärken oft die Symptome. Hinsichtlich ihrer Intelligenz unterscheiden sich Patienten mit Tourette-Syndrom nicht vom Bundesdurchschnitt, auch ist ihre Lebenserwartung gleich.
Neben den genannten Fehlsteuerungen zeigen Patienten mit Tourette-Syndrom jedoch meist auch eine Reihe positiver Eigenschaften und Fähigkeiten wie schnelle Auffassungsgabe, Reaktionsschnelligkeit, ausgeprägtes Personen- und Zahlengedächtnis oder künstlerische, besonders musische Fertigkeiten.
Therapie
Da eine ursächliche Bekämpfung der Krankheit noch nicht möglich ist, muss die Therapie bei der effektiven Linderung der unerwünschten Symptome ansetzen. Dies muss für jeden Betroffenen individuell abgestimmt werden. Neben wirksamen Psychopharmaka (Neuroleptika) kommen psychologische Betreuung mit Training zur Vermeidung oder zum Abbau von Stresssituationen sowie Kunsttherapie in Betracht. Zur genauen Diagnosestellung mit Ausschluss anderer neurologischer Krankheitsbilder sowie zur Koordination der Behandlung sind der Arzt für Neurologie und Psychiatrie sowie die neurologischen Spezialsprechstunden vieler Kliniken die richtige Adresse. Eine Liste von Spezialisten findet sich u.a. auf der Homepage der Tourette Gesellschaft Deutschland e.V.: www.tourette.de .