Die Haut (lat. derma) ist das größte und funktionell vielfältigste Organ des menschlichen Körpers. Ein Erwachsener mit 1,80 m Größe besitzt fast 2 m² Hautoberfläche, die etwa 20 Prozent seines Gesamtkörpergewichts ausmacht. Schon im Ruhezustand wird täglich etwa ein halber Liter Wasser durch die Haut verdunstet; diese Flüssigkeitsmenge kann bei Hitze und / oder körperlicher Anstrengung, also durch Schwitzen, auf bis zu 10 l ansteigen!
Im menschlichen Organismus erfüllt die Haut sehr viele lebenswichtige Aufgaben: Sie dient der erwähnten Flüssigkeits-, aber auch der Temperaturregulierung, sie schützt vor dem Eindringen von Krankheitserregern sowie vor UV-Strahlung; die Haut ist ein Sinnesorgan und natürlich das wesentliche menschliche Repräsentationsorgan, welches ganz entscheidend unser Aussehen bestimmt. Angesichts dieser Aufgabenfülle verwundert es nicht, dass auch eine große Zahl an Krankheitsbildern existiert, die die Haut und ihre Anhangsgebilde (Haare, Nägel, Drüsen) betreffen können. Hautkrankheiten können auf einer direkten Schädigung oder Funktionsstörung der Haut beruhen, aber auch als Folge anderer organischer Leiden entstehen.
Es ist naheliegend, dass für die Diagnose und Therapie von Erkrankungen der Haut ein eigenes medizinisches Fachgebiet existiert, die Dermatologie, welche mit dem Teilgebiet der Venerologie auch den Komplex der sexuell übertragbaren Krankheiten umfasst. Ein Blick in die Geschichte der Medizin zeigt indes, dass sich die Dermatologie als eigenständige medizinische Fachdisziplin erst im 19. Jahrhundert etablieren konnte. Doch warum setzte dieser Prozess des Herausdifferenzierens aus den großen klinischen Bereichen der Inneren Medizin und der Chirurgie so relativ spät ein – angesichts der medizinischen Gesamthistorie, welche mehrere Jahrtausende umfasst?
Die Antwort findet sich, wenn man den gesamten medizingeschichtlichen Zusammenhang betrachtet: Bis ins 19. Jh. hinein folgte die Medizinlehre dem antiken Leitbild der Humoralpathologie, die alle bekannten Krankheiten als einen Ausdruck von Störungen des Gesamtorganismus, genauer: der Harmonie der vier Körpersäfte gelbe und schwarze Galle, Blut und Schleim beschrieb. Dem zufolge musste ein Arzt also in der Lage sein, im Falle einer Krankheit den ganzen Menschen zu behandeln und nicht etwa nur den lokalen Ausdruck dieser Krankheit. So wurde auch die Haut nicht als eigenständiges Organ verstanden, das allein für sich erkranken kann, sondern als eng mit dem Gesamtorganismus verbunden. Veränderungen der Haut waren dem entsprechend stets Ausdruck einer allgemeinen Erkrankung.
Diese Vorstellung über Entstehung und Bedeutung von Krankheiten änderte sich erst, als im 18. Jahrhundert zunächst die Vorstellung einer Organpathologie entstand, die Krankheiten als an einzelne Organe gebundene Veränderungen betrachtete. Als Wegbereiter dieses neuen Denkansatzes ist vor allem der italienische Arzt Giovanni Battista Morgagni (1682-1771) zu nennen, dessen Hauptwerk „Über den Sitz und die Ursachen der Krankheiten, aufgespürt durch die Anatomie“ im Jahr 1761 erschien.
Einen noch größeren Umbruch stellte das im 19. Jahrhundert entwickelte Konzept der Zellularpathologie dar, das die Entstehung von Krankheiten auf Veränderungen in den Körperzellen zurückführte. Hier waren die deutschen Ärzte Robert Remak (1815-1865) und vor allem Rudolf Virchow (1821-1902) wegweisend. Im Zuge dieser Entwicklung begann man, zunächst in den großen städtischen und universitären Kliniken, eigene Fachabteilungen zur Behandlung von Haut- und Geschlechtskrankheiten einzurichten und Ärzte zu spezialisieren (zuvor waren Erkrankungen der Haut von Internisten und Geschlechtskranke von Badern und Wundärzten bzw. Chirurgen behandelt worden). In Deutschland gab es solche neuen Abteilungen für Dermatologie und Venerologie zuerst in den Universitätskliniken von München (1831), Würzburg (1849) und Berlin (1858).
Im Jahr 1869 erschien zum ersten Mal die Zeitschrift „Archiv für Dermatologie und Syphilis“ als Plattform für spezifische dermatologische Veröffentlichungen; 1882 folgte der erste Band der „Monatshefte für Praktische Dermatologie“. Die „Deutsche Dermatologische Gesellschaft e.V.“ als Fachverband der Dermatologie in Deutschland wurde 1889 in Prag gegründet. Es dauerte indes noch bis in die 1920er Jahre, bis die Medizinlehre aller deutschen Universitäten das Fachgebiet der Dermatologie integriert hatte.
Im heutigen Lehrbetrieb der deutschen Hochschulen umfasst die Ausbildung zum Facharzt für Dermatologie und Venerologie einen Zeitraum von 60 Monaten – nach dem bereits sechs Jahre dauernden Medizinstudium. Derzeit sind in Deutschland etwa 5200 Dermatologen und Dermatologinnen tätig; hiervon arbeiten etwa 1000 im Klinikbetrieb, der größte Teil ist mit eigener Praxis niedergelassen.
Text: Alexander Strauch