Hier würdigen wir einen österreichischen Mediziner des 19. Jahrhunderts, der maßgeblichen Anteil daran hatte, dass die Lehre von den Hautkrankheiten (Dermatologie) als eigenständiges medizinisches Fachgebiet etabliert wurde.
Ferdinand kommt als uneheliches Kind am 7. September 1816 im österreichischen Brünn (heute Brno, Tschechien) zur Welt und erhält als Nachname den Geburtsnamen seiner Mutter: Schwarzmann. Der Vater ist ein Beamter mit hohem Rang, der sich nicht öffentlich zu seinem unehelichen Kind bekennen darf. Erst nach dem Tod der Mutter 1833 wird der inzwischen volljährige Ferdinand von seinem Vater adoptiert und erhält dessen Namen, nunmehr also Ferdinand von Hebra.
Nach der Schulzeit in Brünn beginnt der junge Ferdinand sein Studium der Medizin in Graz, wechselt aber alsbald nach Wien, wo er bereits 1841 zum Dr. med. promoviert. Seine medizinische Wirkungsstätte bleibt Wien, wo er als Assistenzarzt für innere Medizin am Wiener Allgemeinen Krankenhaus beginnt. Da er zunächst viel mit der Behandlung von Patienten zu tun hat, die an einer volkstümlich Krätze genannten Hautkrankheit (med. Scabies bzw. Acarodermatitis) leiden, fokussiert sich sein medizinisches Interesse auf die Erforschung und Behandlung von Hauterkrankungen. Zu dieser Zeit ist das heute als Dermatologie bekannte Fachgebiet noch nicht als solches benannt; Hauterkrankungen werden allgemein „chronische Hautausschläge“ genannt und fallen in das Aufgabenfeld der Inneren Medizin. Ferdinand von Hebra gelingt der Nachweis, dass es sich bei Krätze um eine durch Parasitenbefall (eine Milbenart) verursachte Krankheit handelt. Er wird 1845, mit 29 (!) Jahren, Oberarzt und Leiter einer durch seine Initiative neu eingerichteten medizinischen Abteilung, wo nun ausschließlich Hauterkrankungen behandelt werden. Im Jahr 1849 bekommt von Hebra die erste außerordentliche Professur für Dermatologie an der Wiener Universität, doch erst zwanzig Jahre später wird er ordentlicher Professor. 1856 veröffentlicht er seine gesammelten Erfahrungen in einem ersten Standardwerk, dem „Atlas der Hautkrankheiten“. Von Hebra dokumentiert, unterscheidet und benennt erstmals etliche Hautkrankheiten; dann entwickelt er entsprechend neue Behandlungsmethoden, so auch das Wasserbett zur druckentlastenden Lagerung von Patienten mit sog. Dekubitalgeschwüren („wund gelegen“). Studienreisen führen ihn u.a. nach London und Paris.
Im Jahr 1876 erscheinen von Hebras praktische Erkenntnisse ein weiteres Mal in Buchform: Das „Lehrbuch der Hautkrankheiten“, verfasst zusammen mit seinem jüngeren Kollegen und Schwiegersohn Moritz Kaposi (1837 – 1902), wird heraus gegeben. Ein Jahr später wird er vom österreichischen Kaiser Franz Josef in den Ritterstand erhoben. Ferdinand von Hebra hat mit seiner Frau sieben Kinder, sein Sohn Hans (1847 – 1902) wird ebenfalls ein bekannter Dermatologe in Wien.
Im Alter von 63 Jahren stirbt Ferdinand von Hebra in Wien und wird auf dem dortigen Hernalser Friedhof bestattet. Neben einer Strasse in Wien trägt in den 1970er Jahren auch eine österreichische Briefmarke seinen Namen.
Text: Alexander Strauch Fotos: Institut für Historie der Medizin der Charité