Heute erscheint jedes Reiseziel auf der Welt so nah, ist es doch möglich, mit dem Flugzeug in ein paar Stunden fast jeden Winkel unseres Planeten zu erreichen. Doch ist die Fliegerei, verglichen mit den anderen Möglichkeiten, von A nach B zu reisen, immer noch eine recht junge Form der Fortbewegung. IGTV möchte Ihnen an dieser Stelle ein paar Gesundheitstipps bei Flugreisen unterbreiten; lassen Sie uns zunächst jedoch kurz in die Geschichte der Fliegerei zurück schauen.
Man erinnere sich: Es ist erst gute hundert Jahre her, dass der Mensch begann, seinen uralten Traum vom Fliegen zu verwirklichen; nach Ballonfahrern und experimentellen Segelfliegern gelang den Amerikanern Orville und Wilbur Wright im Dezember 1903 der erste gesteuerte Motorflug. Nachdem die neue Flugtechnik ihre Tauglichkeit im Ersten Weltkrieg bewiesen hatte, begann im damaligen Deutschen Reich Anfang der 1920er Jahre die Entwicklung des zivilen Passagier- und Frachtverkehrs mit Flugzeugen. 1926 wurde die Deutsche Lufthansa in Berlin gegründet, wenige Jahre später zählte man schon den millionsten Fluggast. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde der zivile Luftverkehr mehr und mehr reduziert sowie militärischen Zwecken untergeordnet.
Der Neubeginn der Deutschen Verkehrsfliegerei nach dem Zweiten Weltkrieg hat zwei wichtige Daten: Im Januar 1953 erfolgte die Neugründung der Deutschen Lufthansa als staatliches Unternehmen (zunächst als LUFTAG). Nachdem die alliierten Siegermächte im selben Jahr ihre Zustimmung erteilt hatten, erfolgte umgehend die Bestellung der ersten vier Flugzeuge (viermotorige Lockheed L-1049G „Super Constellation“). Der planmäßige Flugbetrieb startete dann am 1. April 1955 und expandierte schnell; 1959 kam eine eigene Touristikfluglinie (Condor Flugdienst, heute zum Thomas Cook – Konzern gehörig) hinzu.
Trotz des raschen Aufschwungs kann man sagen, dass das Fliegen -zumindest bei uns in Deutschland- noch bis Anfang der 1960er Jahre absolut keine Massenbewegung war, was sich vor allem durch das damalige Preisniveau erklärt: So kostete etwa ein Hin- und Rückflugticket für die Strecke Hamburg – New York 1959 um die 3.500,00 Deutsche Mark; für diese Summe konnte man auch einen neuen VW Käfer erwerben! Man denke auch daran, dass zu dieser Zeit der durchschnittliche Monatslohn eines Facharbeiters etwa 450,00 DM betrug. Der Wandel vom Exklusiv- zum Massentourismus im Luftverkehr vollzog sich also erst mit dem Preisverfall bei den Fluggesellschaften bei gleichzeitig steigenden Reallöhnen im Deutschen Wirtschaftswunder der 1960er Jahre.
Im heutigen Zeitalter der Preisvergleichsportale und Billigairlines sollte der Reisewunsch zumeist nicht am Preis scheitern – doch wie steht es um die gesundheitlichen Aspekte beim Fliegen? Wer kann unbesorgt bzw. wer sollte nicht ins Flugzeug steigen und was kann man sonst tun, um sich auf eine Flugreise vorzubereiten?
– Generell gilt: Wer allgemein gesund ist, kann sorglos in den Flieger steigen. Eine individuelle Abwägung des Risikos bzw. eine vorherige Rücksprache mit dem Arzt ist jedoch bei Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen erforderlich. Denn der stabilisierte Luftdruck in der Flugzeugkabine in Reiseflughöhe (zumeist zwischen 10.000 und 12.500 Metern) entspricht einem Aufenthalt in bergigen Regionen von etwa 2.400 Metern Höhe. Der Luftdruck beträgt hier nur etwa drei Viertel des Wertes auf Seehöhe. Die Sauerstoffsättigung des Blutes sinkt etwas ab (von normalen 97 – 98 Prozent auf etwa 91 Prozent). Der Körper reagiert mit steigendem Blutdruck sowie beschleunigtem Herzschlag. Dies kann bei entsprechender Vorschädigung des Herzens problematisch werden. Daher sollten Betroffene vorher mit Ihrem behandelnden Arzt abklären, ob überhaupt eine Flugreise unternommen werden darf und wenn ja, wie ggfs. die Medikation anzupassen ist.
– Haben Sie Flugangst? Nein, wir meinen hier nicht jenes leicht mulmige Gefühl, was viele Reisende bei Start, Landung oder Luftturbulenzen während des Fluges empfinden. Echte Flugangst ist ein irrationaler Panikzustand, beim Betroffenen herrscht Todesangst, der Kreislauf kann kollabieren. Wenn Ihnen bekannt ist, dass Sie derartige Symptome beim Fliegen schon einmal verspürt haben, sollten Sie rechtzeitig vor Antritt der Reise psychologische Hilfe in Anspruch nehmen – oder doch lieber ein anderes Verkehrsmittel wählen.
– Die Luftfeuchtigkeit in der klimatisierten Kabine beträgt nur etwa 10-15 Prozent. Reisende mit empfindlichen Schleimhäuten sollten an Augentropfen sowie ein befeuchtendes Nasen- oder Rachenspray denken, wobei hier wieder beachtet werden muss, welche Packungsgrößen in welcher Form überhaupt im Handgepäck mitgeführt werden dürfen. Hierüber erteilt die durchführende Airline genaue Auskunft.
– Gerade bei Langstreckenflügen in der Economy Class besteht durch das stundenlange eingeklemmte Sitzen ein Thromboserisiko der Beinvenen. Da nun nicht jeder den monetären Spielraum zum Wechsel in die Business Class mit wesentlich großzügigeren Platzverhältnissen hat, muss anders vorgesorgt werden. Eventuell kann man schon bei der Platzreservierung schauen, dass man einen Sitz am Anfang einer Sitzgruppe bzw. vor Notausgängen ergattert, dort ist der Fußraum oftmals größer. Des Weiteren gibt es im Fachhandel spezielle „Traveller Socks“, also Kniestrümpfe mit einem hohen Kompressionsfaktor, die einer Thrombose vorbeugen können. Und schließlich gilt die Empfehlung, während des Fluges ausreichend zu trinken sowie so oft wie möglich aufzustehen, ein wenig durch den Gang zu wandern, sofern hierdurch nicht das Bordpersonal in seinen Arbeitsabläufen gestört wird, oder einfach die Sitzposition häufig zu verändern (wenn der Flieger nicht komplett voll ist stehen oftmals ganze Sitzreihen zur Verfügung, auf denen man sich auch mal ausstrecken kann).
– Achten Sie auf die passende Reisekleidung, die bei einer Flugreise gleich mehrere Kriterien erfüllen muss: Sie darf einerseits nicht einengen, sollte aber in Maßen warm halten (die klimatisierte Flugzeugkabine hat meistens nur um 18° Raumtemperatur) und darf wiederum nicht zu warm für den Zielort sein. Wenn etwa bei der Reise in eine warme Zielregion nach stundenlangem kühlen Flug die Kabinentür aufschwingt und man plötzlich ins heiße Klima hinaustritt, fühlt sich dieser schlagartige Temperaturwechsel für manche Reisende an wie ein Faustschlag ins Gesicht, Kreislaufschwächen sind hier nicht selten. Wenn Ihnen schwummerig wird, suchen Sie sich schnell eine Sitzgelegenheit, lockern Sie den Hosenbund und geben Sie Ihrem Körper die Zeit, die er braucht, um sich auf das ungewohnte Temperaturniveau einzustellen.
– Abschließend wie immer der Tipp, dass Sie von Medikamenten, die ständig eingenommen werden müssen, natürlich eine ausreichende Menge in den Urlaub mitnehmen, ebenso ggfs. ein ärztliches Attest mit Beschreibung Ihrer Erkrankung(en) in der Sprache des Ziellandes.
Na dann: Guten Flug!
Text: Alexander Strauch Fotos: Lufthansa AG