
Rainer Sturm pixelio.de
Niacin gehört zu den Vitaminen der B-Gruppe und ist wasserlöslich. Niacin ist ein Sammelbegriff für verschiedene vitaminaktive Substanzen. Im Körper kommt es in zwei verschiedenen Formen vor: als Nicotinsäure oder Nicotinamid (auch Nicotinsäureamid). Diese beiden Stoffe werden als Vitamere bezeichnet, was bedeutet, dass sie quantitativ und qualitativ die gleiche Wirkung haben, da sie Stoffwechsel ineinander umwandelt werden können.
In pflanzlichen Zellen kommt das Niacin überwiegend als Nicotinsäure vor, in tierischen Zellen dagegen als Nicotinamid.
Die Synthese wurde schon 1867 bekannt. Niacin wurde bei der Oxidation von Nikotin entdeckt (in der Tabakpflanze wird Nikotin aus Nicotinsäure und L-Ornithin synthetisiert) und ist das erste Vitamin, dessen Synthese aufgeklärt wurde. Seine physiologische Wirkung wurde jedoch erst 1937 bekannt. Früher wurde es auch als Vitamin B3 oder PP- Faktor betitelt.
Mit der Nahrung aufgenommenes Niacin wird bei der Verdauung hauptsächlich in Nicotinsäure umgewandelt und gelangt als solches ins Blut. Von der Leber wird es wiederum in NAD(P) (Nicotinsäureamid-Adenin-Dinucleotid- (Phosphat) umgewandelt. NAD (P) ist ein Koenzym, das für zahlreiche Stoffwechselvorgänge im Körper benötigt wird. In der Leber findet auch die Umwandlung zu Nicotinamid statt. Von hier wird dieses über den Blutweg zur Versorgung anderer Gewebe geleitet.
Der Bedarf an Niacin wird bei Erwachsenen auf ca. 15mg pro Tag geschätzt. Reich an Niacin sind vor allem Fleisch und Fisch (pro 100g etwa 5mg). Auch Vollkorngetreide wie Weizen enthält ähnlich Mengen an Niacin, jedoch ist es aus Getreide weniger gut vom Körper verwertbar. Beträchtliche Mengen an Niacin enthält ebenfalls Bohnenkaffe (1-2mg pro Tasse), so dass dieser ebenfalls zu Versorgung beitragen kann. Der Niacinbedarf ist umso höherer je höher die körperliche Aktivität und je höher die gesamte Energiezufuhr.
Niacin gehört wie Vitamin D zu jenen Vitaminen, die der Körper selbst synthetisieren kann. Hierfür benötigt er die Aminosäure (Eiweißbaustein) Tryptophan. Um 1 mg Nicotinamid zu synthetisieren benötigt der Körper 60mg Tryptophan, weshalb der Niacinbedarf in Fachkreisen als Niacinäquivalent angegeben wird. 1 Niacinäquivalent entspricht 1mg Niacin, was wiederum 60mg Tryptophan entspricht. Das ist wichtig, da in einigen Lebensmitteln mehr das Tryptophan zur Niacinversorgung des Körpers beiträgt, als der Niacingehalt selbst.
Wie schon eingangs erwähnt wurde Niacin früher auch als PP- Faktor bezeichnet. PP- Faktor steht für pellegra preventing factor, da ein ausgeprägter Mangel an Niacin sich mit dem Krankheitsbild Pellegra äußert. Dabei kommt es zu Veränderungen der Haut und der Schleimhäute. Ein marginaler Mangel an Niacin äußert sich mit unspezifischen Symptomen wie körperliche Schwäche und Appetitlosigkeit und ist in Deutschland eher selten zu beobachten.