Wir ließen uns von Prof. Dr. Ralf Radlanski, Direktor der Abteilung für orale Struktur- und Entwicklungsbiologie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin der FU Berlin erläutern, welche Bedeutung der Kieferorthopädie für die Zahngesundheit zukommt.
Kieferorthopädie als medizinisches Fachgebiet ist gleichermaßen von biologischen wie technischen Aspekten geprägt. Mit den Erkenntnissen der letzten Jahre sind kieferorthopädische Behandlungen nicht mehr ausschließlich auf die Kinder- und Jugendzeit beschränkt, sondern in allen Lebensphasen verfügbar und sinnvoll. Sie tragen heute einen großen Teil zum Ziel des lebenslangen Zahnerhalts bei, dass heißt. Rechtzeitig in ihrem Sitz korrigierte Zähne müssen nicht mehr verloren gehen.
Mädchen haben heutzutage meist schon mit 10 Jahren einen großen Schub im Knochenwachstum, Jungen meist 1-2 Jahre später. Dies markiert das Zeitfenster, in dem die Erstvorstellung beim Kieferorthopäden erfolgen sollte, um mögliche Anomalien im Kieferwachstum zu erkennen und zu behandeln. Bei erwachsenen Frauen ist weiterhin der hormonelle Einfluss auf die Knochensubstanz und das Zahnfleisch zu beachten, etwa während und nach einer Schwangerschaft.