In Deutschland existieren einige Organisationen, die sich für Aufklärung und Verbesserung der Situation depressiver Menschen einsetzen. Seit Mai diesen Jahres gibt es einen Verein, der allein aus Betroffenen besteht, bundesweit Hilfsangebote für Erkrankte plant und konkret und ausschließlich deren Interessen vertreten will.
»Niemand versteht Depressive besser als Depressive«, so der Vorsitzende des Vereins, Thomas Müller-Rörich. Das ist die Grundidee hinter der DepressionsLiga. Aus aktuellem Anlass haben wir ein Interview mit ihm geführt.
Am 16. Mai dieses Jahres haben Sie die Deutsche DepressionsLiga gegründet. Sie arbeiten unabhängig von der Politik, der Medizin und der Pharmaindustrie. Worin besteht ihr Ansatz?
Wir sind eine reine Betroffenenvereinigung. Viele Jahre lesen und schreiben im Forum des KompetenzNETZ Depression machte meinen Mitstreitern und mir klar, dass kaum jemand so kompetent für Depressionen ist, wie die Betroffenen selbst.
Zudem gibt es unverständlicherweise noch keine bundesweite Vertretung einer Gruppe von Erkrankten, die immerhin geschätzte 4 Mio. Betroffene hat.
Wie kann man Erfahrungen vermitteln, sodass sie den Betroffenen auch erreichen?
Möglichst niederschwellig. Internet ist ein gutes Medium genau unter diesem Gesichtspunkt, reicht aber nicht aus, um die nötige Unterstützung zu bieten. Die Möglichkeit, Betroffene direkt befragen zu können, wie man mit dieser oft schrecklichen Situation „Depression“ umgehen kann, ist etwas ganz anderes als das, was ein Facharzt bieten kann, der allerdings zusätzlich gebraucht wird.
Aus dem Kreis der Gründungsmitglieder kommen auch die Autoren des Buches „Schattendasein – das unverstandene Leiden Depression“ www.indignita.de , das auf Originalzitaten von Betroffenen aufbaut. Die Reaktionen auf das Buch haben gezeigt, dass die Direktheit der Betroffenensprache tatsächlich in der Lage ist, Depression transparenter zu machen. Das zeigt, dass die Betroffenen selbst die besten Brücken bauen können.
Welches sind ihre Ziele?
Vorrangig soll ein Netzwerk gegenseitiger Hilfe entstehen, in dem sich Mitglieder gegenseitig beraten und stützen. Als weiteres Angebot ist eine Telefon-Hotline geplant, bei der Betroffene anrufen können, um sich kompetenten Rat zu den vielen hundert Fragen aus allen Lebensbereichen holen zu können, die ein depressiver Mensch so hat. Weiter sehen wir es als unsere Aufgabe an, die Öffentlichkeit über die wahre Natur von Depressionen zu informieren, um den schmerzhaften Vorurteilen zu begegnen, denen Depressive ausgesetzt sind. Wir wollen auch deutlich machen, dass die Behandlungssituation häufig zu wünschen übrig lässt . Denken Sie dabei nur daran, dass ein Mensch in höchster seelischer Not nicht selten Wochen auf einen Termin beim Arzt warten muss und nicht selten Monate auf eine Therapie. Außerdem wird die Krankheit immer noch zu unsicher diagnostiziert.
Welche Projekte sind geplant?
– Betroffenenberatung
– Patenschaft auf Zeit von Mensch zu Mensch
– Telefonhotline
– Verbesserung der Patientenversorgung
– Betroffene schulen Ärzte
Um nur die wichtigsten zu nennen, die uns vorrangig erscheinen.
Wie kann man Ihnen helfen, damit Sie helfen können?
Um das leisten zu können, was wir uns vorstellen, benötigen wir einfach viele Mitglieder. Dabei geht es zum Einen natürlich um die Finanzierung, aber nicht vorrangig, denn wir verlangen nicht viel von einem Mitglied, um die Einstiegsschwelle niedrig zu halten.
Mitglieder werden aber gebraucht, um die Ziele selbst verwirklichen zu können und um Angebote machen zu können, die auch funktionieren. Ich will aber betonen, dass kein Mitglied zu irgendetwas verpflichtet wird, wie im Tennisverein. Es geht darum, das Potenzial und die Kompetenz der Mitglieder anderen zugute kommen zu lassen, wenn es der Zustand und die Lebensumstände erlauben. Das ist auch für den Helfenden ein Gewinn. Wir freuen uns auch über Mitglieder, die nur aus Solidarität zu uns stoßen, aber selbst nicht mitarbeiten können. Bei Interesse melden sie sich bitte bei: www.depressionsliga.de
Text: JK Foto: TMR
Dank fur Gottes intiresny